Lieblingstracks: Give Me A Signal (feat. Barns Courtney) und Timebomb Zone Das Acidgeschraube ist ein schön hypnotischer Kontrast zu den punkigen Einwürfen.
Zitat The Prodigy - " No Tourists" VÖ: 2. November 2018 (bmg rights management) Rock, Electronic The Prodigy - No Tourists laut.de-Kritik Wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Review von Toni Hennig
Vor ungefähr zwei Dekaden bescheinigte eine britische Institution der Elektro-Szene, dass "The Prodigy das Potenzial besitzen, die größte Band der Welt zu werden". Sie sollte sich täuschen. Die Formation um Mastermind Liam Howlett ist aber nicht ganz unschuldig daran. Seit "Invaders Must Die" befindet sie sich auf Stagnationskurs. Auch mit "No Tourists" erfindet sie das Rad nicht neu. Ganz im Gegenteil.
Im Vorfeld der Veröffentlichung fasste Howlett in einem Statement aus seinem Studio in North London die Grundidee des Albums zusammen: "Bei 'No Tourists' geht es im Grunde genommen um Eskapismus und den Wunsch, zu entgleisen und kein Tourist zu sein, der diesen einfachen Wegen folgt." Etwas Neues lässt sich auf der Platte jedoch weit und breit nicht finden.
Abriss und Exzess schreiben sich The Prodigy nach wie vor auf die Fahnen. "Need Some1" mit überdrehten Elektro-Synthies und einem housigen Gesangssample dürfte kaum jemand Subtilität bescheinigen. Nicht einmal mehr Keith Flint und Maxim greifen kurz zum Mikro. Die beiden glänzen auf der Scheibe des Öfteren mit Abwesenheit ("Timebomb Zone", "Boom Boom Tap". Hauptsache der Bass knallt und der Sound rockt bis zum Anschlag.
Die restlichen Tracks fallen demnach ungefähr so feinfühlig wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt aus. Geistreiche und tiefsinnige Ergüsse wie "The time has come / we live forever" in "We Live Forever" setzen dem Ganzen noch zusätzlich die Krone auf. Dagegen haben Atari Teenage Riot schon beinahe den Literaturnobelpreis verdient. Ansonsten bedienen sich die Briten vor allem bei sich selbst.
Insgesamt entsteht der Eindruck, als hätte sich die Band eine Checkliste angefertigt. Ein knalliger Drop à la "Breathe" in "Light Up The Sky": abgehakt. Leichtes Reggae-Flair im Stile von "Out Of Space" in "We Live Forever": abgehakt. Hochgepitchte Stimme und Rave-Euphorie in klassischer "No Good"-Manier in "Timebomb Zone": abgehakt.
Dabei funktionieren fast sämtliche Songs nach dem selben Prinzip: ein durchgeknalltes Gesangssample, überholtes Big Beat-Gewummere und Elektro-Rock-Riffs von der Resterampe. In der Summe klingt die Platte so, als sei Tony Blair immer noch britischer Premierminister und als habe es den Brexit nie gegeben. Nur vom einstigen Innovationsreichtum der Formation bleibt auf dem Werk gar nichts mehr übrig.
Dementsprechend eignen sich die Nummern nicht einmal mehr als B-Seiten. "Fight Fire With Fire" wartet zwar mit den Rappern von Ho99o9 auf, aber die fügen dem Album kaum etwas Erfrischendes hinzu. Eher tragen die US-Amerikaner zur hedonistischen Stumpfsinnigkeit der Platte ihren Teil bei. Dazu ein ausgelutschtes Metallica-Zitat, garniert mit möglichst viel Lärm und Effekthascherei: Fertig ist der Party-Track fürs Horrorkabinett.
Zumindest versprüht Barns Courtney mit seiner an John Lydon erinnernden Stimme in "Give Me A Signal" rotziges Punk-Flair. Doch selbst diesen Ansatz von roher Unverbrauchtheit zerschießen The Prodigy mit plakativem Krach und Getöse. Die Hardcore-Fans freut das sicherlich. Der Rest wendet sich höchstwahrscheinlich entsetzt von der Band ab, zumal die momentane elektronische Musik zum großen Teil von Atmosphäre lebt.
Die kommt nur im Titelstück auf, das mit einer orientalisch angehauchten Melodie und cineastischen Elementen kurz aufhorchen lässt. Der einzige Lichtblick einer ansonsten erschreckend uninspirierten Scheibe, die auf allen ästhetischen Ebenen versagt. Im Grunde genommen mutiert das Trio mittlerweile zur britischen Big Beat-Variante von Schmutzki. Schönsaufen bringt nix. Als Hörer möchte man The Prodigy am liebsten ein für alle Mal den Stecker ziehen.
Geile Kritik. Zusammengefasst schreit der Schreiberling: "Macht das wilde, tanzbare Geballer aus... ich will schmusen! ... oder zumindest intellektuelle Herausforderungen mit einem Rotwein durchkauen!".
Rumgeheule weil Leute das machen was sie halt so machen bzw wofür sie halt so bekannt sind? POTZBLITZ!
ZitatHauptsache der Bass knallt und der Sound rockt bis zum Anschlag.
Und das ist jetzt was Schlechtes? Oder war der Autor früher bei der Frontpage?
Zitat [...], zumal die momentane elektronische Musik zum großen Teil von Atmosphäre lebt.
„Oh, das Album ist nicht momentan genug! Ich bin nämlich die Rosapolohemdenschwuppe! Hach, ob man die Hosen nächstes Jahr wieder mit mehr Schlag trägt? Nicht daß ich noch als unmodisch auffalle. Denn Kunst kann nur sein, was die Marketingabteilungen als solche definieren, und das wechselt jede Saison.“
Teilweise hat er ja schon recht. Die kopieren sich nur noch selbst. Aber mir gefält's auch ganz gut. Das letzte Album fand ich insgesamt wohl etwas stärker.
Stimmt schon mit dem Stillstand. Dass es bei weitem nicht an die ersten drei Alben rankommt, ist ja eh klar. Aber besser, als irgendwelche schlechten Trends zu kopieren. Gefällt mir deutlich besser als das letzte Album - wieder mehr Rave-Atmosphäre.
Was ein wenig nervt, sind die punkigen Stücke mit der hipsterigen Stimm-Flexion am Ende der kurzen Vocals (Tic Tic Baaaaang etc.) . Aber die überspring ich dann einfach.
"We live forever" ist so richtig schön Oldskool. Völlig fehlplatziert in die heutige Zeit. Das gefällt mir. Da möchte man direkt in der Küche lossteppen. Das trifft auch auf "Timebomb Zone" ... Knaller!
"Fight Fire With Fire"... hm. Das geht sich überraschd gut aus mit dem Rapper da. Erinnert mich schwer an die beste Zeit von Primal Scream.
"Champions of London" gefällt mir irgrndwie gar nicht. Die Vocals nerven irgendwie.
"Boom Boom Tap" macht dagegen wieder nen guten Groove. Nicht so richtige Abfahrt, aber doch spassig genug für ne gute Zeit.
"Resonate" jetzt noch.... aha, da hat jemand nen alten Synthie im Keller gefunden. ^^ Aber warum wird da so offensiv drüber gelabert? Soundtechnisch interessant, aber mir zu sehr in den klassischen Prodigy-STyle gezwungen. Die Vocals zu derbe drauf ... wie bei Prodigy leider so häufig. Da würden auch 50% reichen. So wie bei "Give me a signal"... da geht der Refrain/Text nur in den leisen Passagen sehr dominant und ansonsten passt er sich halt in den Track ein. Das gefäll mir schon besser so.
...
Insgesamt sollte man vielleicht nicht zu sehr an diesem "komprimiert Text frontal reinballern" und die Soundstruktur drumherum - Konzept festhalten. Das is tatsächlich bissl ausgelutscht und würde auch für die Hälfte auf so'nem Album reichen. Den Dancegroove haben sie immernoch gut drauf - auch wenn der nicht neu erfunden wird. Da muss nicht zwangsweise immer ne "Moderation" zu erfolgen. Einfach ma die Leude tanzen lassen. Wenn darauf nicht verzichtet werden will, dann bissl Abwexlung in Stil und Darsteller (tut dem Album ganz gut mit den 2 Gästen). ... Oder die Vocals mehr in den Background setzen.
Vielleicht eher so ein Pflicht-Remix. Nach dem Motto "Wir brauchen noch einen Mix mit so nem Mainstyle-Synth und Kröch-Kröch-Frenchcore-Drum" - auch wenn's gar nicht zum Song passt.