okay, das kann ich verstehen. mir geht die ewige ironiespirale bei breakcore inzwischen auch auf die nerven, aber auch weil der dortige humor meist ungefähr auf dem level von fips asmussen für mich ist. aber über humor kann man ja streiten.
für mich schliesst sich beides aber nicht aus. auf chillsessions haben wir früher so gut wie jeden artist oder track den wir mochten analysiert und veralbert, und immer irgendwas kurioses entdeckt was den nächsten einfall auslöste, trotzdem mochten wir eben diese artists. respekt, aber auch hang zur karikatur oder satire.
Breakcore war nie wirklich lustig und Industrial/Noise nie wirklich ernst(haftig) in meiner Realität.
Dass Leute aus der schwarzen Szene oft ein Problem haben, wenn szenefremde etwas aufs Korn nehmen, aber sich ansonsten selten zu schade sind, die plumpste szeneinterne Parodie zum witzigsten, was je gesagt/geschrieben/vorgetragen wurde, zu erklären, ist mir auch öfters aufgefallen.
Das m.E. aber mehr der Wunsch nach einer "Familie" und nach dem "wir = die guten, coolen, erleuchteten / die = die schlechten, uncoolen, unwissenden", der dahinter steht, Ausnahmen gibts evtl. auch.
Darüber, dass Breakcoreszenepöbel seit langem immer meint, auf Knopfdruck lustig und innovativ sein zu müssen, wird/wurde ja schon viel geschrieben, ich find beiderlei Bestrebungen anstrengend, die einen deutlich unterkühlt und besessen davon, Ernsthaftigkeit zu vermitteln, damit keiner über die übertriebene Verwendung von schwarz/weiß-Optik, Kontrast und 80er/Riefenstahl/Rost Ästhetik lacht, die anderen immer aufm "bloß nicht ernst werden, müsste ich mich ja zu irgendwas positionieren und meine Rolle als extrem Powsenclown verlassen" Film, funktioniert beides nur begrenzt und führt nicht selten zu Krämpfen, unangenehmen Situationen und Rollenkonflikten. Nicht wirklich meine Welt.
Das einzigste, was ich aus der Breakcoreecke in letzter Zeit wirklich lustig fand, waren die Anbiederungen Richtung Dubstep, Trap und sonstiger Hipster wobwobwob mucke, inkl. Übernahme gängiger 0815-Prollolololpics und Bedeutungen. Überhaupt spricht oft Bände, was im Breakcore (Cover, Pages, ...) als besonders exotisch, krank, lustig oder schlimm dargestellt wird, fragt man sich auch öfters, wo nu der Unterschied besteht zum Ottonormalverbraucher und dessen Werteskala bei genauerer Überlegung.
Zitat von ZaraPaz Dass Leute aus der schwarzen Szene oft ein Problem haben, wenn szenefremde etwas aufs Korn nehmen, aber sich ansonsten selten zu schade sind, die plumpste szeneinterne Parodie zum witzigsten, was je gesagt/geschrieben/vorgetragen wurde, zu erklären, ist mir auch öfters aufgefallen.
Das m.E. aber mehr der Wunsch nach einer "Familie" und nach dem "wir = die guten, coolen, erleuchteten / die = die schlechten, uncoolen, unwissenden", der dahinter steht, Ausnahmen gibts evtl. auch.
Das hat einen wichtigen Grund, der auf der psychologischen Ebene eine recht wichtige Rolle bei der ganzen Sache, also bei dem Gehabe spielt. Die (eigentl.) schwarze Szene (jetzt mal ohne die ganzen halbgaren Richtungen im Fahrwasser wie Industrial, EBM, Futurepop, Gothic-Metal, Mittelalter) versteht sich nicht als Feierkultur, sondern als "way of life", Geisteshaltung. Demnach ist auch die Musik (im ursprünglichen) keine oberflächliche Berieselung und Partyquatsch, sondern eine emotionale oder von mir auch aus intellektuelle ( ) Beschäftigung mit sich selbst. Wenn man ernsthaft (also im medizinischen) depressiv ist (das nur als Beispiel, sind wahrscheinlich nicht alle so mürbe im Kopf wie sie es gerne wären), dann braucht man keine Verarschung "wir sind so gerne depressiv" oder HumpahumpaFriedhofsrave. Demnach bekommt derjenige, der da einen auf gute Laune machen will, meist den dicken Mittelfinger gezeigt und darf als "untrue" entlarvt am besten jumpstyle für die Schweißerbrillenfraktion machen.
Zu dem Thema "wir"...das gibt's nicht, denn der ursprüngliche Gruftie ist sozial inkompetent, hat div. Schwierigkeiten, mit der Gesellschaft (oder sagen wir mal dem Umfeld) zu interagieren und beschäftigt sich auch nicht mit den Smalltalk-kompatiblen Dingen, die ihn für andere interessant machen. Darum gibt's auch keine Gruftie-Festivals, denn das ist ein Paradoxon. Wer schonmal einen TV-Bericht gesehen hat, in dem jemand von "denen" von einem WIR sprach, der sollte sich in's Gedächtnis rufen, dass die keine echten Assis interviewen würden, die mit halb wahngestörtem Blick nur Grütze erzählen, sondern sich da immer jemand findet, der so einen Auftritt nötig hat und deshalb irgendwelche Grütze erzählt.
Zitat von minor Ich würde beispielsweise nicht auf einer Veranstaltung auftauchen, wo ich die Anwesenden (samt Band) albern finde. Sich hinstellen und über die Namen lästern oder deren Aufzug lustig machen - warum?
ja guck mal, weil du z.b. schreiber eines indiemags bist und dir die redaktion einzig und allein zu deiner bespaßung (oder weil kein anderer asi hinwollte) nen gästelistenplatz fürn gruftfestival in der hamburger markthalle klar macht und dort sich dann der lacrimosatyp mit einem beinchen vorne auf die monitorbox stellt und schreit "ICH BIN DER BRENNENDE KOMET!" - natürlich fängste da an zu lachen und dich einzupissen. nee? also ich schon. kam gar nicht gut an. mir doch egal.
Ist 'ne Frage des Respekts, aber manche Leute sind halt scheiße. Soll die lustige Schwuchtel nict so ihr Ego feiern, peinliche Gothicsau.
auch einfach feiern, ohne dauernd ausgelacht zu werden. Bin kein Goth, aber irgendwie hab ich schon mal Leute gehört, die Spaß daran haben, nicht dauernd von irgendwelchen Typen und Weibern für ihr Verhalten aufgezogen zu werden. Weiß nicht, aber ich lach niemand auf seinen Veranstaltungen aus, weil wenn, dann bin ich da fehl am Platze. Halt 'ne Frage von Umgang anstatt Ego.
Was übrigens nach wie vor eine falsche Deutung ist, denn besagte Lacherin fühlte sich selbst als Teil der Szene und ist aus Interesse an Festival und Musik zum WGT gefahren. Die entsprechenden Leute traten in dem Moment halt nur ziemlich dämlich auf.