So, am letzten Wochenende war ich in LA noch mal partyn. Wollte mal sehen, wie das dort so in nem normalen Club abläuft - und das hier entsprach soundtechnisch immerhin noch ansatzweise meinem Geschmack (Breakbeat). Glücklicherweise fuhr sogar ein Bus direkt hoch von meinem Hotel nach North Hollywood, in dem nur ein aggressiv laut schmatzender Kaugummikauer mich nervös machte - aber irgendwann wurde der Bus zum Privatbus für mich bis zur Endstation.
Kurz gesagt war's irgendwie bizarr, ganz anders als anderswo gewohnt. Die erste Überraschung nach gefühlt fünf Millionen Mal Taschen leeren in den Event-Hallen rund um die E3: Im Club "King King" gab's keine Security-Kontrolle. Nur ein soulmäßiger Kassenfritze chillend zurückgelehnt im Kassenbooth fragte mich nach meinem Namen. Da ich es aus Coffee-Shops schon gewohnt war, zu buchstabieren, legte ich gleich los. Nach zwei, drei Anläufen und einem verwirrten Blick auf die Liste teilte er mir mit, dass ich nicht drauf stehe. Ich so: "ich will ja auch payn, ey." Er so: "Warum sagstn das nicht gleich so? Haste n Zwanziger bei?" Hatte ich. Bei der Kontrolle des Reisepasseses gabs die nächste Verwirrung, weil er mir plötzlich schon Tage vorm Geburtstag Happy Birthday wünschte. "Hatte ich das wirklich derart verpeilt?" schoss es mir durch den Kopf. Dann fiel mir ein, dass das in den USA verfrüht gratulieren ja gängig ist, also nix wie rein und erstmal die von der E3-Wochen geschundenen Beine auf nem fluffigen Ledersofa parken. Dort wurde ich kurz darauf verscheucht, weil der Tisch irgendwie mit Flasche an einige Leute vermietet war. Auf dem nächsten Sofa kam irgendwie blitzschnell ein Security an und fragte, ob ich eingeschlafen sei, obwohl ich ihm geradeaus in die Augen glotzte (evtl. Gegenlicht?). Ich sagt kurz nein und begab mich zur Tanzfläche.
Die kleine bis mittelgroße Industriehalle mit fettem Kran und das Publikum erinnerten mich irgendwie an eine US-Variante von Berlin. Versteckter Eingang auf einem Hinterhof ohne jegliche Kennzeichnung; Hollywood-Künstlerszene, Hippies, Schickimickis, alte Hiphop-Fans. Alles auch irgendwie ähnlich reserviert/distanziert wie auf Berliner Electro-Parties (oder mit Hamburger Pudel-Publikum), es fehlte die vertraute Herzlichkeit eines hardcorigen Gabberfests. Überrschend: Alters-Schnitt sogar Anfang/Mitte 40. Verwunderlich: Keinerlei Band-/Label-Shirts oder Rave-Klamotten, dafür eher schick aufgebrezelt oder California-Hippie/Hipster-mäßig. Strange natürlich auch, dass die Party nur von 22 - 2 Uhr lief. Mit Jetlag und einem 24 Stunden-Reisetag vor mir kam mir das aber auch irgendwie gelegen.
Im Gegenzug danceten viele Anwesende aber auch schon früh bei leerer Tanzfläche relativ energetisch los. Echt hübsch anzsuchauen, da die meisten offenbar ein gutes Körpergefühl und dancige Skills hatten. Lustig auch, dass sich auf solch einer Breakbeat-Party in den USA schnell eine Breakdance-Ecke bildet, wo die Leute so abwechselnd in eine Kreis rumbreaken. Electro-Boogie mit den Händen, wildes Gewirbel auf dem Boden - alles am Start. Die Alt-Breaker gaben quasi noch mal alles, während der Kreis rundherum klatschte und goutierende oder neckende Kommentare abgab.
Musikalisch wars eher housig. Zum Glück nicht übermäßig kitschig-handtäschig, aber die ravigeren/acidlastigeren Tracks aus seinem neuen Album hat DJ Dan zumindet während meiner Anwesenheit kaum ausgepackt. Kurz bevor ich aufbrach, kam außerdem noch jemand mit dem coolsten Leucht-Stab-Leinen-Peitschen-Dingsie in den Club, das ich bisher gesehen habe. Das sah aus wie eine Art spannbare Elektro-Saite aus Cyberpunk 2077, mit zwei am Rand wirbelnden Elektropeitschen, die an den Spitzen glühten. Die ließ der Cyber-Dancer wild durch die Gegend wirbeln und sich das Gerät immer wieder von diversen Mädels klauen. Eine echte Enttäuschung war dagegen die Beleuchtung: Ein paar dauerhaft vor sich hin glühende rote Funzeln - das wars! Keinerlei Strobos, Lichtorgeln, Nebel oder dergleichen.
Auf dem Rückweg mit dem letzten Bus um 1:30 Uhr hab ich noch mitgekriegt, wie am Hollywood Boulevard ein schwarzer Fahrer offenbar ohne Grund over gepullt wurde für nen Polizei-Check. Und da der Bus wie immer ne Viertelstunde Verspätung hatte, bin ich dann noch ausführlich mit ner Frau ins Gespräch gekommen, die sich über den Vorfall aufregte und irgendwie auf After-Parties für Stars und Musiker wie Jennifer Lopez arbeitet. Wie fast alle Leute aus LA, mit denen ich mich in der Woche unterhalten habe, hatte auch sie schon ne Weile in Deutschland gelebt. In Saarbrücken, allerdings vor der Pressterror-Zeit, in den Eighties. Zur Wendezeit hatten Deutsche schon ganz krasse Piercings, als das an der Westküste noch gar nicht gängig war - so ihre verwunderte Feststellung.
schöner bericht der mich ab und an zum schmunzeln brachte!^^ aber in den usa sollte man wohl eher nicht feiern gehen deucht mir...gabberfest findet im hellen in bars statt, das hier geht von 22-2 uhr..weirdeste feierzeit ever! kommste rein, trinkst ne mische, tanzt drei minuten und das licht geht an. dann noch den reisepass vorzeigen und den namen buchstabieren! stell mir grad vor wie das wohl ist wenn dort 50 mann anstehen...einige ordentlich knülle, andere verscheppert. bis man dann drin ist, ist die fete auch schon vorbei. "wir schließen jetzt!" geil!
lol ja, das mit dem namen wär eigentlich nicht nötig gewesen als "normaler" gast. ich vermute mal, dass da einfach viele auf der gästeliste/vorabticketliste stehn - oder er mich verwechselt hat mit jemandem.
Zwei Uhr Morgens ist lustigerweise gar nicht so schlimm, weil man sich mit Jetlag dann in etwa fühlt wie fünf Uhr morgens, aber nur vier Stunden insgesamt war schon strange - da fühlt man sich so gehetzt xD