ZitatPeace & Noise: Gemäß dem "Protokoll der Panik-Nacht" eröffnete der Junge im OEZ das Feuer in der Minute, als ich mit Daniel Murena und dem Stück "Rock'n'Roll Haltestelle" das Festival eröffnete. In unserer Mini Performance versuchte ich mit Bauklötzen, die immer wieder zusammenfallen, die Vergeblichkeit darzustellen, solch eine Haltestelle dauerhaft errichten zu wollen. Natürlich wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nichts von den Schüssen und den Toten, aber diese Koinzidenz traf uns wie ein Gongschlag. Ehrlich gesagt habe ich das alles immer noch nicht ganz realisiert. Die Stunden des Festivals verbrachten wir wie auf einer Insel. Ab und zu kam jemand Neues an Land, wie ein Schiffbrüchiger, der es geschafft hatte, die paar Kilometer durch die Straßen zu schwimmen und sich den Weg zu uns zu bahnen. Wir wurden ja stundenlang in dem Glauben gelassen, die ganze Stadt befände sich unter Belagerung islamistischer Terroristen. Es gab immer eine Gruppe, die aus dem Fenster zum Hof starrte, das Eingangsportal im Visier, in Erwartung der Mörder. Selbst der Sicherheitsmann unten im Hof war nervös. Er und die Sanitäter wollten wissen, ob ein Popstar unter uns sei oder irgendwer Bekanntes, und wir versicherten "Nein nein, keine Sorge. Kein Popstar unter uns. Wir sind kein Anschlagsziel". Insgeheim ein mulmiges Gefühl bewahrend, sie ein klein bisschen angelogen zu haben. Ehrlich gesagt hatten wir dann noch eine Wahnsinns Party, spätestens als Elektro Hafiz, die mitten in der Stadt festgesessen waren, doch noch kamen und zeigten, wie man Halay tanzt. Am nächsten Morgen erreichte mich dann eine Nachricht von dem Direktor des Instituts in Aden, für das wir im Dezember Geld gesammelt hatten. München war auch dort, im Jemen, in den News. Er teilte sein Beileid darüber mit und wollte wissen, ob ich wohlauf sei. Ich konnte es kaum glauben. Wir hatten das Festival initiiert, um ihn und die Musikschule im Widerstand gegen die terroristische Bedrohung zu unterstützen, eine Bedrohung, die dort alltäglich und schreckliche Realität ist. Und nun erkundigte er sich, ob bei uns alles in Ordnung sei. Auch das war wie ein Gong. Die Güte dieses Mannes erschüttert mich und rührt mich zu Tränen. Diese ironische Wendung in unserer Beziehung, das ist Gerechtigkeit.
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